Was ist Yoga für alle e.V.?

„Yoga ist für alle da – und jeder kann Yoga.“ Das können wir nur unterschreiben. Auch Krishnamacharya sagte schon „Jeder Mensch kann Yoga üben, solange er atmen kann.“ Yoga für alle e.V. aus Hamburg setzt sich dafür ein, Yoga wirklich allen Menschen zu eröffnen – auch denen, die gerade in einer nicht ganz so easypeasy-Situation in ihrem Leben stehen. Und gerade dann hilft Yoga doch am meisten!

Die Yogalehrerinnen engagieren sich über das reine Unterrichten hinaus auch ehrenamtlich für soziales Yoga. Das finden wir stark. Um noch mehr über soziale Arbeit durch Yoga zu erfahren, sprechen wir heute mit Cornelia Brammen, eine von zwei geschäftsführenden Vorständinnen und Gründerin des Vereins:

Yoga für alle e V - Conny

Das Interview mit Geschäftsführerin Conny

Namasté, liebe Conny, wir freuen uns auf einen fruchtbaren Austausch mit dir. Erzähl uns als Vorstand von Yoga für alle e.V. doch einmal etwas über euren Verein.

Was macht Yoga für alle e. V.  besonders?

Beim Wort ‘besonders’ zucke ich ein bisschen. Ich antworte lieber so: Wir machen genau das, was im Yoga-Sutra steht: yoga scitta vritti nirodhah. Mit diesem wunderbaren Instrument unterstützen wir Menschen, die in sozialen oder staatlichen Einrichtungen leben, betreut, beraten oder unterrichtet werden, ihren Geist zur Ruhe zu bringen. Denn dieser Monkey Mind ist, wie wir ja alle wissen, ganz schön nervig und kann sogar krank machen.

Wie entstand der gemeinnützige Verein?

Vielleicht kennt ihr das: Manchmal kommen mehrere Dinge zusammen, die dann etwas Neues ermöglichen. So war das auch bei der Entstehung von Yoga für alle e.V. – mit genau drei Komponenten: 1. Eine persönliche Krise. 2. Professionelles Projektmanagement. 3. Die Kraft des Yoga.

Ich war krank und in Kombination mit Medikamentierung und Therapie hat Yoga mich zurück in meine Kraft geführt. Zu der Zeit bin ich zur Projektmanagerin ausgebildet worden und zu Beginn sollten wir eine Vision aufschreiben. Das war damals, 2013, ganz klar Yoga für alle. Und ja, ich wollte diese Kraft und das Licht des Yoga an Menschen weitergeben, die in schwierigen Lebenssituationen stecken und nicht am Lifestyle-Yoga teilnehmen können. Und es war unglaublich, wieviele Menschen das Gleiche wollten!

Kannst du für uns eure Vereins-Vision und Ziele in jeweils 3 Worte fassen?

Wir wollen erreichen, dass soziale Arbeit durch Yoga als gesellschaftlich relevant und wirkungsvoll im Sozialraum etabliert ist. Ein Indikator dafür ist, dass Träger der Kinder-, Jugend-, Eingliederungs- und Altenhilfe sowie Kommunen und Krankenkassen soziales Yoga finanzieren.

Yoga für alle e V - Mitglied Yoga für alle e V - Mitglied Inga

Wie gestaltet ihr eure Arbeit? Werdet ihr für den Unterricht und euer Engagement bezahlt?

Yogalehrerende, die für uns in den sozialen Projekten unterrichten, erhalten eine Aufwandsentschädigung von 40 Euro pro Stunde. Das reine Unterrichten ist jedoch nur 20 Prozent dessen, was Yoga für alle e.V. leistet. Soziale Arbeit durch Yoga ist komplex, zeitaufwendig und erfordert ein hohes Maß an Professionalität auf allen Ebenen. Dazu gehören Buchhaltung, Steuern, Gemeinnützigkeitsrecht, Fundraising, Öffentlichkeitsarbeit, Vertragsgestaltung, Event-Management.

Ohne ehrenamtliches Engagement wäre das gar nicht möglich. Zwei Ehrenamtliche organisieren z.B. unsere Fortbildungen, eine andere Ehrenamtliche betreut das digitale Onboarding. Jeden Cent, den wir ausgeben – z.B. für Telefon, Rechtsberatung, Website-Hosting, Versicherungen (ja, die brauchen wir, sonst kommen wir in Teufels Küche) – also jeden Cent müssen wir fundraisen.

Zum Glück gibt es Menschen, die verstehen, was wir machen. Sie unterstützen uns mit Spenden oder Fördermitgliedschaften. Oder durch Interviews :-).

Yoga für alle e V - Mitglied Sandra

Wie kommt es, dass sich so viele Yogis ehrenamtlich engagieren? Wo würdest du das große Mitgefühl im Yoga verankern?

In jeder Yogalehrenden-Ausbildung ist das selbstlose Dienen als ein Teil des achtgliedrigen Pfades Thema. Viele Teilnehmende spüren in der Ausbildung zum ersten Mal dieses menschliche Grundbedürfnis, bereichernd beizutragen. Oder sie finden dort Antwort auf die Frage, wie sie die Welt mit ihren Mitteln ein bisschen besser machen können. Das ist manchmal eine richtige Offenbarung. Bei Yoga für alle e.V. können sie diese Sehnsucht und yogische Pflicht wundervoll in einer tollen Community leben.

Ihr sprecht von Lifestyle Yoga auf der einen und und sozialer Arbeit durch Yoga auf der anderen Seite. Worin siehst du die Stärken des einen und des anderen – und wie können beide Varianten sinnvoll miteinander verbunden werden?

Sowohl Lifestyle Yoga wie soziales Yoga sind gesellschaftlich relevant. In Yoga- und Fitnessstudios unterstützen Yogalehrende ihre Teilnehmer*innen dabei, den Geist zur Ruhe zu bringen. Soziales Yoga geht zu Menschen, die nicht am Lifestyle-Yoga teilnehmen können.

Dafür gibt es viele Gründe: Depression, Essstörungen, Trauer, Altersarmut, häusliche Gewalt, Kindheit im Brennpunkt, Strafvollzug. Soziales Yoga schafft geschützte, sichere und barrierefreie Räume. Und weil diese Einschränkungen meist auch mit ökonomischem Mangel einhergehen, ist soziales Yoga kostenlos.

Ich sage immer, dass es die perfekte Arbeitsteilung ist:

– Lifestyle-Yoga für alle, die es bezahlen können, die weder einen barrierefreien Zugang noch eine barrierefreie Toilette benötigen und keine professionelle, soziale Betreuung benötigen.

– Soziales Yoga für Menschen, die in sozialen oder staatlichen Einrichtungen leben, betreut, beraten oder unterrichtet werden.

Benötigt ihr denn noch Unterstützung für Yoga für alle e.V.? Und wenn ja, welche?

Oh ja, wir brauchen viel Unterstützung in Form von Zeit, also Ehrenamt oder in Form von Geld, also Spenden oder Fördermitgliedschaften. Professionelle Content-Creation für Instagram, Linkedin und Twitter – das ist so ein Riesen-Thema. Auch im sozialen Bereich ist Sichtbarkeit wichtig. Und das sind unsere Kanäle. Genauso Newsletter-Marketing. Wir haben dafür niemanden. Manche

Firmen ermöglichen ja ihren Mitarbeitenden, einen Tag im Monat für soziale Projekte aktiv zu sein. Für unser Projekt ‘OMY! Yoga für Menschen 60plus’ brauchen wir dringend Seniorenyogalehrer*innen in Hamburg und München.

Und für ‘PrÄViG – Prävention im Grundschulalter’ brauchen wir Kinderyogalehrer*innen in Hamburg.

Was sollten Menschen mitbringen, die euch supporten wollen?

Ein wichtiges Learning aus dem Freiwilligen-Management ist für uns, dass die Kombi aus Ehrenamt und Expertise allen Beteiligten den meisten Spaß bringt. Also Yoga unterrichten und darüber hinaus Konzepte entwickeln, Events organisieren, Erfahrungen austauschen.

Oder die berufliche Expertise aus anderen Feldern ins Ehrenamt einzubringen: PR, Buchhaltung, Fundraising, Marketing. Menschen, die Yoga für alle e.V. unterstützen wollen, sollten die Bereitschaft mitbringen, ihre berufliche Expertise mit ein paar Stunden ehrenamtlich einzubringen.

Wie kann man mit euch Kontakt aufnehmen, wenn man euch unterstützen will oder Unterstützung von euch benötigt?

Wir sind ja so happy, dass eine unserer Ehrenamtlichen das digitale Onboarding entwickelt hat. Deshalb gibt es ein Online-Formular (https://t1p.de/Yoga-Ehrenamt). Alle, die es ausfüllen, erhalten eine Einladung zur digitalen Interessierten-Runde, wo sie Fragen stellen und andere Engagierte kennenlernen.

Mehr über den gemeinnützigen Verein findet ihr auch hier:

Website: https://www.yogahilft.com/

Instagram: https://www.instagram.com/yogahilft/?hl=de

Linkedin: https://www.linkedin.com/company/yoga-für-alle-e-v

Interviewende

Vielen Dank, liebe Conny für das inspirierende Gespräch. Wir wünschen euch weiterhin viel Freude und tolle Mitglieder für euren Yogaweg.

Und denn bleib gespannt. Anfang 2023 spricht Tanja mit Conny in ihrem Podcast: Sekt oder Yoga über soziales Yoga.

Bis dahin kannst du auch auf unserem Yogastudioonline-Blog mehr über deine Möglichkeiten als Yogalehrer lesen oder du folgst uns auf Instagram, um Up-to-Date zu bleiben, wann die neue Podcast-Folge mit Conny erscheint.

Den Fotocredit für die tollen Bilder in diesem Beitrag geben wir natürlich gern an: @Klas Neidhardt.

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